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wa·1945  
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Verkündung der japanischen Kapitulation

Die Rundfunkansprache Kaiser Hirohitos

Der aus 815 Schriftzeichen bestehende Kaiserliche Erlass wurde am 14. August, 20.30 Uhr in Tokio von Kaiser Hirohito unterzeichnet und um 23.30 Uhr auf Schallplatte aufgenommen. Der Kaiser wählte nicht das gewöhnliche Japanisch, sondern die Hofsprache, die nur von wenigen Japanern verstanden wird. Die Ansprache wurde am 15. August 1945 um 12.00 Uhr im Rundfunk gesendet.

An Unsere guten und getreuen Untertanen:

Nachdem Wir die allgemeine Weltlage und die besonderen Verhältnisse, die heute in Unserem Imperium herrschen, gründlich erwogen haben, beschlossen Wir eine Regelung der gegenwärtigen Situation herbeizuführen, indem Wir zu einer außergewöhnlichen Maßnahme Zuflucht nehmen.

Wir haben Unsere Regierung angewiesen, den Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Chinas und der Sowjetunion mitzuteilen, daß Unser Imperium die Bedingungen ihrer gemeinsamen Erklärung annimmt.

Die feierliche Verpflichtung, die Uns von Unseren Kaiserlichen Vorfahren hinterlassen wurde und die Uns am Herzen liegt, ist es, den Wohlstand und das Glück aller Nationen ebenso wie die Sicherheit und das Wohlergehen Unserer Untertanen zu erstreben. In der Tat, Wir erklärten Amerika und Großbritannien den Krieg in dem aufrichtigen Wunsch, Japans Selbsterhaltung zu sichern und Ostasien zu stabilisieren, und es lag Uns dabei fern, die Souveränität anderer Nationen zu verletzen oder auf territoriale Expansion abzuzielen. Aber nun hat der Krieg fast vier Jahre gedauert. Obwohl alle ihr Bestes getan haben – trotz des tapferen Kampfes der Land- und Seestreitkräfte, trotz des Fleißes und der Emsigkeit Unserer Staatsdiener und trotz der ergebenen Dienste Unseres Hundert-Millionen-Volkes – hat sich die Kriegssituation nicht zu Japans Gunsten entwickelt, während die allgemeine Weltlage sich gegen Japans Interessen gewandt hat. Darüber hinaus hat der Feind begonnen, eine neue und äußerst grausame Bombe einzusetzen, deren Zerstörungskraft wahrhaft unabsehbar ist und den Tribut vieler unschuldiger Leben fordert. Wenn wir den Kampf fortsetzten, würde er nicht nur zum endgültigen Zusammenbruch und zur Vernichtung der japanischen Nation führen, sondern er hätte auch das völlige Erlöschen der menschlichen Zivilisation zur Folge. Wie können Wir unter diesen Umständen Unsere Millionen Untertanen retten; oder in Übereinstimmung mit den geheiligten Geistern Unserer Kaiserlichen Vorfahren handeln? Das ist der Grund, aus dem Wir befohlen haben, die Bedingungen der gemeinsamen Deklaration der Mächte anzunehmen.

Wir können nicht anders, als das tiefste Bedauern gegenüber den mit uns verbündeten Nationen in Ostasien auszudrücken, die mit dem Imperium zusammen auf die Emanzipation Ostasiens hingearbeitet haben. Der Gedanke an jene Offiziere und Mannschaften und an die anderen, die auf den Schlachtfeldern gefallen sind, an diejenigen, die bei der Erfüllung ihrer Pflicht starben, an jene, die unzeitig den Tod fanden und an ihre hinterbliebenen Familien schmerzt Unser Herz Tag und Nacht. Das Wohlergehen der Verwundeten und Kriegsgeschädigten und jener, die ihre Heime und ihren Unterhalt verloren haben, ist der Gegenstand Unserer tiefsten Sorge. Gewiß werden die Nöte und Leiden, denen Unsere Nation hiernach ausgesetzt sein wird, groß sein. Wir sind uns der innersten Gefühle von euch allen, Unseren Untertanen, zutiefst bewußt. Es geschah jedoch unter dem Diktat der Zeit und des Schicksals, daß Wir uns entschlossen haben, für alle Geschlechter, die nach uns kommen, den Weg für einen großen Frieden zu bereiten, indem wir das Unerträgliche ertragen und das Unduldbare erdulden.

Nachdem es Uns möglich war, die Struktur des Kaiserreiches zu sichern und aufrechtzuerhalten, sind Wir immer bei euch, Unseren guten und getreuen Untertanen, und bauen auf eure Aufrichtigkeit und Redlichkeit. Hütet euch strikt vor jedem Gefühlsausbruch, der nutzlose Komplikationen hervorrufen müßte, und vor jedem Streit und Hader untereinander, der Verwirrung erzeugen würde, der euch vom rechten Weg abirren und das Vertrauen der Welt verlieren ließe. Laßt die ganze Nation als eine große Familie von Geschlecht zu Geschlecht fortbestehen, stets fest im Glauben an die Unvergänglichkeit ihres göttlichen Landes und eingedenk der schweren Bürde ihrer Verantwortungen und des langen Weges, der ihr bevorsteht. Vereinigt alle eure Kräfte und widmet sie dem Aufbau für die Zukunft. Kultiviert die Wege der Rechtlichkeit, pflegt den Adel des Geistes; und arbeitet entschlossen, damit ihr den überlieferten Ruhm des Kaiserreiches erhöht und mit der Fortentwicklung der Welt Schritt haltet.


Karl Heinrich Peter (Hg.):
Reden, die die Welt bewegten.
Stuttgart : Cotta 1959 (4. Aufl.).
[Kaiser Hirohito. Verkündung der japanischen Kapitulation. Nippon Times Nr. 16 672 (Englische Ausgabe) vom 15.8.1945. Durch freundliche Vermittlung von Herrn Prof. Dr. H. Innami von der Meiji-Universität in Tokio. Aus dem Englischen von Rolf Hellmut Foerster.]

Fragmente: Reaktionen

Aus Ministerpräsident Suzukis eigener Radio-Ansprache: „Die Nation entschuldigt sich aufrichtig bei Seiner Majestät für die Art und Weise, wie der Krieg beendet wurde.“
Prinz Higashikuni forderte öffentliche nationale Reue (gegenüber dem Kaiser): „Es war Seine Majestät persönlich, die … beschloß, Millionen seiner Untertanen vor Not und Entbehrung zu bewahren und den Weg für eine Zeit großen Friedens zu bahnen […] Nie zuvor waren wir so tief bewegt wie durch diesen Akt grenzenloser Güte. Mit Tränen überwältigender Dankbarkeit können wir nur unsere bescheidenen Entschuldigungen dafür anbieten, daß wir Seiner Majestät soviel Sorgen bereitet haben.“
Peggy Seagrave, Sterling Seagrave:
Herrscher im Reich der Aufgehenden Sonne.
Die geheime Geschichte des japanischen Kaiserhauses, München : Limes 1999, S. 272f.

Fragmente: Kaiser Hirohito

“The Emperor’s physical characteristics are as follows as reported in 1949: Height, 5 feet, 3.2 inches; weight, 59.44 kilograms; waist, 39 inches; collar, 15 to 15½ inches; teeth, complete and none showing decay.”
The Japan Biographical Encyclopedia & Who’s Who (3rd edition) 1964–65 Compiled and edited by the staff of the Japan Biographical Research Department, The Rengo Press p. 293

Literatur & Links

Shusen / Haisen
The word “shusen” … means “the end of the war”, and … marked … Japan’s defeat in the Second World War.

Note that shusen does not mean “defeat”, the word for which in Japanese is “haisen”. Shusen is a more neutral term which, it can be argued, helps obfuscate the (for some) unpleasant reality that on Aug. 15, 1945, Japan for the first time in its long history suffered military defeat, followed by the first-ever occupation of the country by foreign powers.

Steve McClure (Billboard, Japan Bureau Chief), 08/23/95

cf. Ivan P. Hall, “Historical Amnesias, Historical Fixations”



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